MUSIK - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7

...oder: 
wie kann man nur Bach, Stravinsky, Davis, Garbarek
UND die Fugees mögen?


Was man mag, dafür macht man auch gerne Werbung, und weil ich ein großer Liebhaber anspruchsvoller Musik bin, möchte ich hier ein paar meiner Lieblingsmusiker vorstellen, die das vielleicht nötiger haben als Franz Schubert oder Reinhard Mey:

Wer das eine oder andere schon kennt und mag, der wird sich die anderen Stücke ja vielleicht bei Gelegenheit auch einmal ganz unvoreingenommen anhören, und ich selbs bin natürlich für Hörtips jederzeit dankbar. Ich kenne Leute, die sich wie ich für Vivaldi, Schubert oder Beethoven begeistern können, aber dann schon bei Erwähnung eines Namens wie Janacek oder Debussy weggucken ("Nee, diese Modernen mag ich nich"), oder die von Miles Davis, Keith Jarrett oder Don Ellis noch nie etwas gehört haben.

Für alle Musikinteressierten hier meine Favoriten (aus voller Absicht schön durcheinandergewürfelt):

Miles Davis war ein geradezu manischer Musik-Erschaffer. Von den 50-er bis zu den 90-er Jahren hat der Mann Geniales in grundverschiedenen Jazz- Stilrichtungen geleistet: im Bebop zusammen mit Charlie Parker, im Cool zusammen mit dem Arrangeur Gil Evans (noch eine meiner Jazz-Ikonen), bei der Kreation des Jazz-Rock, und schließlich auch bei der Abkehr davon. Wer einen Audio - tüchtigen PC betreibt, kann sich einen Auszug aus der Solea aus dem Album "Sketches of Spain" zu Gemüte führen. Ich finde, mehr Seele kann wohl niemand in irgendein Instrument legen.
Das Bild stellt übrigens auch Miles Davis dar, es handelt sich um ein Ölgemälde von Jürgen Born aus Hannover, und die Quelle für die Audiodatei ist weiter unten angegeben.
 
 

Claude Debussy
hat nun GANZ andere Musik geschrieben. Impressionismus in der Musik? Bei großen Orchesterwerken ist das noch nicht einmal sooo typisch wie z. B. bei den Preludes für Klavier - unheimlich einfühlsame Vertonung von Motiven wie dem Westwind, der über die Landschaft dröhnt, eine von der See überflutete Kathedrale oder etwas dilettantische Bänkelsänger, dabei ist diese Musik so völlig unverbraucht und spannend von Ton zu Ton! Das lebendigste Werk ist aber trotzdem vielleicht die Suite Iberia aus den Images pour le Piano. Wer Carmen oder die verkaufte Braut mag, mag das bestimmt auch.
 
 

Jan Garbarek
Der norwegische Saxophonist wird gemeinhin dem Jazz zugerechnet, aber das Etikett "Welt-Musik" oder "Folklore" würde ihm wohl auch kein Unrecht tun. Wie auch immer: Jan Garbarek spielt sehr, sehr einfühlsam - betreffs der Hingabe an seine sehr melodischen Themen als auch, was die Abstimmung mit anderen Musikern angeht, mit denen er in vielfätigen Kombinationen zusammenspielt. Dabei kann es sich dann um Repräsentanten griechischer oder lappländischer Volksweisen, um Jazz-Rocker oder um Interpreten gregorianischer Choräle handeln.
 
 

Don Ellis 
Ein extrem innovativer Trompeter und insbesondere Bandleader des Don Ellis Orchestra in den 60er Jahren, berühmt geworden durch Auftritte auf Jazzfestivals in Monterrey 1966 und später in Fillmore ("Hey Jude"!). Nein - die krummen Rhytmen im Jazz verdanken wir nicht eigentlich Don Ellis...
Aber er hat ihre Verwendung perfektioniert: Stücke wie "Indian Lady" oder "3-3-2-2-2-1-2-2-2" (im 19/4-Takt) sind die unwiderstehlichsten Musik-Triebwerke, die ich kenne. Daß das ganze zu Harmonien aus der 1/4-Ton-Trompete und mit einer Bandbesetzung stattfindet, die Amerikaner wohl bloß als "weird" bezeichnen würden, trägt dabei fast unbemerkt zur Überwältigungskraft dieser Orgien bei. Wenn Don Ellis nicht schon in jungen Jahren einem Unfall zum Opfer gefallen wäre - gar nicht auszudenken...
 
 

Leos Janacek war mit seiner Musik eine Vorzeigefigur der Tschechoslowakei; er hat in seinen Kompositionen folkloristische Themen aufgenommen wie auch Smetana, daraus aber rhytmisch und insbesondere harmonisch unglaublich packende, ungewohnte Sachen gemacht, die zumindest bei mir immer noch für STUNDEN nicht aus dem Kopf gehen.
Janacek's Musik ist gerade 'in', wie ich gelesen habe. Ist mir egal, außer insofern, als ich dadurch jetzt etwas öfter etwas von ihm im Radio zu hören kriege. Am liebsten z.B. die Sinfonietta, die u.a. Jiri Kilian als Vorlage für eine umwerfende Ballettchoreographie und der Gruppe Emerson, Lake & Palmer als Basis für den Titel "Knife Edge" gedient hat. Vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber stark suchtgefährdend!
 
 

      Keith Jarrett

 
 
 
 

ist ein Musiker, dessen Musik vielleicht mehr Leute kennen als ihnen bewußt ist. Was Keith Jarrett zu Piano solo live vor sich hin improvisiert hat ist dermaßen beliebt als Hintergrundmusik, daß wohl jeder schon einmal etwas davon gehört hat. Was aber so schön zum Darüberhinweghören verleitet ist eigentlich doch die ungeteilte Aufmerksamkeit wert, und inzwischen ist es soweit gekommen, daß es von den improvisierten Live-Konzerten z.B. in Bremen, Lausanne 

und Köln Notenniederschriften anhand der Tonbandaufzeichnungen gibt, die wie klassische Kompositionen studiert werden. Dem Künstler wird's wohl recht sein, der macht sich u. a. derzeit einen Namen als Interpret für Mozart, Bach und Händel, obwohl er früher in verschiedenen Besetzungen auch schon ziemlich fetzigen Jazz-Rock gespielt hat.
 
 



BAP ist eine Rockband um den Kölner Wolfgang Niedecken. Deren Songs sprechen mir öfters aus der Seele, und manche von deren Eigenheiten, wie z.B. der Verzicht auf eine erfolgversprechende, schon angelaufene DDR-Tournee (weil sie sich nicht zensieren lassen wollten) oder das Festhalten an den für viele unverständlichen kölschen Texten bergen für mich den Trost, daß wenigstens manche Popmusiker noch nicht durch den Kommerz der Musikbranche korrumpierbar geworden sind. Gegenbeispiele sehe ich leider viel zu viele. :=(
 
 

Igor Stravinsky
hat im Lauf seines Lebens zahlreiche Neuerungen ausprobiert und war wohl mehrfach so etwas wie eine Vaterfigur für die komponierte Musik dieses Jahrhunderts. Viele seiner Werke gehen zugegebenermaßen über meinen musikalischen Horizont - aber die Ballettmusiken aus Stravinskys Frühzeit, die haben es mir doch angetan. Le Sacre du Printemps, Petrutschka oder L'Histoire du Soldat sind einfach so eingänglich, daß man diese Musik im Ohr behält, aber gleichzeitig so schillernd und unergründlich, daß man sie nie vollständig verarbeitet hat. Vielleicht kommt daher auch der bleibende Anreiz, diese Musiken, die nach allgemeiner Meinung derart untanzbar sind, doch mit Ballettchoreographien zu bearbeiten. Genauso faszinierend und viel eingänglicher ist übrigens das Ballett Pulcinella, das nur aus neuarrangierten Werkbruchstücken des barocken Italieners Pergolesi zusammengesetzt ist.
 
 

Aziza Mustafa Zadeh
kommt aus Azizabaid.. - ach nee, aus Azerbaidjan und ist stark von ihrem Vater, einem ehemals namhaften Komponisten des Landes, beeinflußt. Die Frau spielt hauptsächlich Klavier, gibt aber auch Einlagen mit Percussion oder Gesang. Was man von ihr zu hören bekommt ist teils komponiert und teils improvisiert - aber immer von einer Intensität und Stärke, die bei
dieser zierlichen Erscheinung doch überrascht. Aziza Mustafa Zadeh ist außerhalb Deutschlands gar nicht einmal sooo bekannt, deshalb gibt es speziell diesen Hinweis auch etwas erweitert als Aziza Fan Page in English, u.a. mit einer Hörprobe.

 




Für Musiken zum Probehören lesen Sie Ihr Radioprogramm und vergessen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Oder besuchen Sie folgende Websites:

(Seiten mit  enthalten Audio-Proben.)
Seiten für einzelneKünstler:
 

Miles Davis und Gil Evans ...und nochmal Miles Davis ...und immer nochmalMiles Davis

Claude Debussy, und nochmal Claude Debussy

Jan Garbarek

Don Ellis

Keith Jarrett

Aziza Mustafa Zadeh
 

...und ein paar Überblickseiten mit Verweisen für ganz viele (Jazz-)Musiker:

The People of Jazz Index

Eine Sammlung von CDs für jede Jazz-Sammlung
(Daher stammt auch die Probe im Miles-Davis-Absatz.)

Produktwerbung der Fa. ECM mit vielen Audio-Samples
(Wenn sie so informativ ist, hat selbst Reklame ihre Existenzberechtigung.)
 




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© P. Schüler
zuletzt geändert: 19-II-99