Reisebeschreibung

über meinen Radurlaub in Dänemark im Frühjahr 1998


Index
 

  • Wieso weshalb warum ?
  • Anreise
  • Die Brücke
  • Rundreise durch Hindsholm
  • fjord&bælt centret, Kerteminde
  • Rückreise

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    Wieso weshalb warum ?

    In einer Ausgabe der Sendung 'Ostsee-Report' auf N3 wurde Anfang des Jahres davon berichtet, dass im Juni 1998 die neue Brücke über den großen Belt eröffnet wird, und dass am Wochenende davor die Brücke für Fußgänger und Radfahrer freigegeben wird. Das hörte sich sehr interessant an. Und da ich in den folgenden Wochen wie jedes Jahr wieder mehrmals gefragt wurde: "Na, wo fährst Du denn dieses Jahr im Urlaub hin ?", wollte ich die Leute diesmal nicht enttäuschen und beschloss, mich mit dem Fahrrad zu dieser Brückeneröffnung auf den Weg zu machen. Und man muss wissen, dass ich sonst eigentlich eher ein Reisemuffel bin...

    große ÜbersichtskarteLeider war es zu diesem Zeitpunkt schon relativ spät, um die Tour zu planen. Die Brückenbesichtigung war vom 4.-7. Juni 1998. Aber ein kleiner Polyglott aus dem Buchladen und die Antwort vom dänischen Fremdenverkehrsamt in Hamburg auf meine Faxanfrage half mir schnell weiter. Ich beschloss, auf der Westseite der Brücke, also auf der Insel Fünen, nach einem Quartier zu suchen, und zwar zuerst im Ort Kerteminde, der ca. 25km nördlich des westlichen Brücken-Ankerpunktes liegt. Ein Anruf beim "Kerteminde Vandrerhjem" ergab, das man völlig ausgebucht sei, und zwar  wegen der Brückeneröffnung an dem Wochenende. Uff, das konnte ja noch schwierig werden. Aber nach mehreren Anrufen beim "Turistbureau" in Kerteminde, wo man mir Telefonnummern von in der Nähe gelegenen Bed&Breakfast-Häusern gab, hat es dann aber doch noch geklappt. Ich bin dann für einige Tage im wirklich gemütlichen Hause "Naboløs" untergekommen, das etwa in der Mitte zwischen Kerteminde und Nyborg liegt.


    Anreise

    Die Anreise gestaltete sich etwas anders als geplant. Ich wollte mit dem Fahrrad von Hannover bis Nyborg per Zug reisen und den Rest der Strecke mit dem Rad zurücklegen. Am Bahnschalter verkaufte man mir auch die passenden Fahrkarten, die ich für die von mir herausgesuchten Züge brauchte, inklusive der Fahrkarten für die dänischen Streckenteile und der recht preisgünstigen internationalen Fahrradkarte. Allerdings fuhr der Zug ab Hamburg verspätet ab, da er noch auf einen Anschlusszug aus Hannover warten musste, der wegen des zwei Tage zuvor in Eschede passierten Zugunglückes umgeleitet werden musste. Deshalb hatte ich in Fredericia nicht den gewünschten Zug erreicht und musste mich dann durch die für mich erst einmal unverständlichen Abkürzungen und Zugtypen der dänischen Fahrpläne kämpfen. Und dann kann man, wie in Deutschland auch, leider längst nicht in jedem Zug sein Fahrrad mitnehmen. Da man sich aber in Dänemark problemlos mit deutsch und englisch durchfragen kann, bin ich dann trotzdem mit einem zusätzlichen Umsteigen in Odense ans Ziel gekommen.

    In Nyborg war dann auch schon der Bär los: Ich sah erst "zig", dann Hunderte und später scheinbar Tausende von Radrennfahrern durch den Ort radeln, auf von der Polizei freigehaltenen Straßen. Später stellte sich dann heraus, dass von Donnerstag bis Sonntag verschiedene sportliche Veranstaltungen laufen sollten, die alle auch über die neue Brücke geleitet wurden. Die eine Fahrbahnrichtung der Brücke wurde jeweils für diesen Zweck freigehalten und auf der anderen Hälfte konnte man sich als Fußgänger frei bewegen. Aber nicht mit dem Fahrrad. Ob's stimmt, habe ich nicht mehr herausgefunden, aber angeblich soll man am Donnerstag mit dem Fahrrad über die Brücke gefahren haben dürfen. Es war aber leider schon Freitag abend... Und so bin ich dann auch tatsächlich nicht mehr mit dem Fahrrad auf die Brücke gekommen. Am Freitag jedenfalls wurde ein Radrennen durch Fünen und Seeland veranstaltet, am Samstag ein Rennen der Inliner und ein Halbmarathonlauf durchgeführt, und am Sonntag eine Automobil/Oldtimer-Show.


    Die Brücke

    Ausschnitt StorebaeltAm Samstag dann habe ich mich auf den Weg gemacht, auf die Brücke zu gelangen. Die Verbindung der Inseln Fünen und Seeland erfolgt in zwei Etappen. Auf der westlichen Hälfte verlaufen sowohl die Bahnstrecke als auch die Autobahn parallel nebeneinander auf einer Damm mit Zuggleis und Autobahn Flachbrücke bis zur kleinen Insel Sprogø etwa in der Mitte. Diese Insel soll mal in früherer Zeit "Gefangeneninsel" gewesen sein und ist jetzt zu einem Naturschutzgebiet erklärt worden. Ab dem Zeittpunkt der Inbetriebnahme des Autoverkehrs wird diese Insel nicht mehr für "normale Leute" erreichbar sein. Für den östlichen Teil der Verbindung verschwindet dann die Bahnstrecke in einem Tunnel unter dem Meer und kommt erst wieder auf Seeland nahe Korsør zum Vorschein. Und für die Autofahrer heißt es ab Sprogø: hinauf auf die riesige Brücke, die in der Mitte etwa 65 Meter hoch ist und damit hochseetaugliche Schiffe durchlassen kann. Die Brücke ist etwa 8km lang, wird getragen von zwei 258 Meter hohen Pylonen und ist damit eine der größten Brücken der Welt.

    Vor Ort bestätigte sich dann, dass es für Radfahrer nicht möglich sei, aber dass ich problemlos zu Fuß auf die Brücke gehen konnte. Ich war ziemlich enttäuscht, wie auch viele andere Radfahrer u.a. auch aus Deutschland. Also ließ ich mein Rad stehen und stieg in einen der sehr zahlreichen, ständig zwischen Nyborg und der Insel Sprogø pendelnden kostenlosen Busse. Auf Sprogø angekommen wurde dann auch klar, wie das Ganze finanziert wurde: Das dänische rote Kreuz nahm 40 Kronen (ca. DM 10,-) Eintritt.

    Rückblick nach Sprogo
    Auf der Gegenspur liefen noch Tausende der Halbmarathonläufer, viele davon allerdings nur noch im Gehtempo. Auf dem Bild links habe ich den ersten Blick zurück nach Sprogø festgehalten. Auf der Gegenseite der Straße sieht man noch die restlichen Teilnhmer des Halbmarathonlaufes. Links hinten der Hügel auf Sprogø mit dem Leuchtturm und einem der wenigen Gebäude auf der Insel. An dieser Stelle der Brücke hat man noch festen Boden unter den Füßen und die Steigung ist auch noch recht gering.

    PyloneHier der erste Blick aus der Entfernung auf die Pylone. An diesen "dünnen Drähtchen" hängt die ganze Brücke... Und so langsam wird es ab hier auch ziemlich windig. Anfangs hatte ich noch kurz daran gedacht, doch lieber umzukehren und die Jacke zu holen. Aber schließlich bin ich ja kein Weichei (glaub' ich)...
    Später dann war mir überhaupt nicht mehr kalt, da einem bei zügigem Gehen und ständigem Ankämpfen gegen den Wind ganz schön warm wird.

     
     
     

    Blick von unten zum Pylon hochNatürlich kann man auf diesem Foto von dem Pylon wegen fehlender Möglichkeit des Größenvergleiches nicht erkennen, welche Dimensionen das Ding hat (auch mein Finger auf der Ecke links oben im Bild hilft da nicht :-)). Aber  vielleicht hilft da ja das folgende Foto,
    in der Mitte der Brückedas genau in der Mitte zwischen den beiden Pylonen aufgenommen wurde. Der dicke x-fach verschraubte "Anker" klemmt auf dem dicken Halteseil, an dem alle Fahrbahnteile hängen. Das Seil besteht aus 18.648 einzelnen Stahldrähten von je 5,38 mm Dicke. Es ist insgesamt etwa drei Kilometer lang und wiegt etwa 9.500 Tonnen. Die dünnen Drahtseile darüber haben keine tragende Funktion, sondern dienen nur dazu, sich auf dem Halteseil fortbewegen und festhalten zu können. Jaja, man kann darauf 'rumlaufen... Übrigens sind in regelmäßigen Abständen solche Kästen mit Steckdosen an der Brücke angebracht. kleine Leute von untenWer also den Drang verspürt, verbotenerweise auf der Brücke anzuhalten und seinen Campingwagen mit Strom versorgen zu müssen, dem bieten sich reichlich Möglichkeiten. Vielleicht bringt das nächste Bild ja einen Eindruck davon, wie hoch die Pylone sind: Auf dem Querträger in der Mitte kann man (wahrscheinlich nur auf dem Großbild, das man beim D'raufklicken ansehen kann) einige kleine Flecken erkennen. Das ist kein Fliegendreck, sondern das sind Menschen, die da oben vorbeigingen !

    Foto mit mir d'raufUnd damit man mir auch glaubt, dass ich die Fotos nicht aus der "Tagespresse" geklaut habe, habe ich noch einen der Passanten gebeten, doch ein Bild mit mir d'rauf zu machen. Dass die Ärmel hochgekrempelt sind zeigt noch einmal, dass man vom Ankämpfen gegen den Wind eher wärmer wird, als kälter durch den eigentlich eisigen Wind.
     
     
     
     

    die letzten Fähren...Tja, und auf diesem Bild sieht man die Fährschiffe kurz vor Korsør, die bis kurz vor der Eröffnung noch die beiden großen Hauptinseln Dänemarks verbanden. Mit der Eröffnung der Brücke wurde die Fährlinie eingestellt. Jetzt ist es vorbei mit 'in Ruhe auf der Fähre die Überfahrt geniessen und eine Stunde Zeit für Dinge haben, die sonst "auf der Strecke bleiben"...
    Was vorher etwa eine Stunde dauerte erreicht man jetzt mit dem Auto oder dem Zug in 10 Minuten. Dass das nur Vorteile hat, darf bezweifelt werden.

    Auf Seeland angekommen, nach eineinhalb Stunden Wanderung gab's dann zur Belohnung auch erstmal ein Bier und einen "Broburger", also einen "Brückenburger". Auf dem Bild noch einmal ein Blick von Seeland an der Brücke vorbei zur Insel Sprogø, die nur als Schatten zu erahnen ist. Sowohl auf Sprogø als auch auf dieser Seite der Brücke hatte das rote Kreuz Zelte aufgebaut, in denen z.B. Andenken und "Kulinarisches" verkauft wurden. Außerdem waren ausreichend sanitäre Anlagen aufgebaut, was sicher auch den Sportlern galt.

    nochmal Pylone, diesmal mit SonneNach kurzem Aufenthalt auf Seeland trat ich dann auch wieder den Heimmarsch an. Zum Glück kam diesmal der Wind von hinten, aber dafür die Sonne von vorn. Und wie das so ist, denkt man natürlich nicht daran, dass man auch bei kaltem Wind einen Sonnenbrand bekommen kann. An die Sonnenbrille hatte ich gedacht, aber erst in der Unterkunft angekommen sagte man mir, dass ich "ganz gut Farbe" bekommen hätte. Dann merkte ich es auch plötzlich... Auf der Brücke jedenfalls bewog mich der Sonnenschein, noch einmal ein Bild von den Pylonen zu machen, aber diesmal eben mit Sonnenschein d'rauf.
     

    wieder auf SprogoDie Leute, die mir hier entgegen kommen, sind schon die letzten, die auf die Brücke gelassen wurden. Schließlich muss man bis zu zwei Stunden einplanen, bis die auf der anderen Seite angekommen sind. Auf Sprogø fand dann noch ein Konzert statt, das allerdings nur für zahlende Gäste veranstaltet wurde.
     

    Ich war aber auch froh, dann wieder in einen der zahlreichen, aus ganz Dänemark zusammengezogenen Busse einsteigen zu können, der mich wieder bis nach Fünen brachte. Am "Kontrollpunkt" dort angekommen habe ich mich noch kurz mit einem der extra für diese Tage eingesetzten Bewacher unterhalten. Er sagte, dass er von vielen Leuten, insbesondere Deutschen, gehört habe, dass sie enttäuscht waren, weil sie nicht mit dem Fahrrad auf die Brücke durften. Aber er sagte auch, dass man schon im dänischen Fernsehen darüber gesprochen habe, dass im deutschen Fernsehen nur unzureichende Informationen verbreitet wurden. Aber egal. Es war wirklich ein Erlebnis!!!



     

    Rundreise durch Hindsholm

    Am Sonntag habe ich mich von einem Buch leiten lassen, das im Haus Naboløs auslag und mir freundlicherweise ausgeliehen wurde. Dort wurde eine Reise durch die Halbinsel Hindsholm beschrieben, vorbei an Sehenswürdigkeiten und mit Erläuterungen zu Land, Leuten und Natur.
     

    Auf der Karte links sind mögliche Rundtouren eingezeichnet. Ich habe mich anfangs genau an die Strecke gehalten, aber später auf dem Rückweg, auch aus Zeitgründen, eine Abkürzung genommen. Den Weg nach Kerteminde kannte ich ja schon von den Tagen zuvor. Auf dem Weg dorthin kommt man an einer Straßenmündung vorbei, an der ein Schild steht, das einem etwas spanisch bzw. russisch vorkommt. Aber seht selbst:

    Dass das nicht der Ort ist, den man anfangs vermuten könnte, merkt man auch daran, dass es dort sicherlich wesentlich kälter ist, als auf dem Foto zu erahnen ist... Am rechten Bildrand in der Ferne liegt Kerteminde. Nur wenige Kilometer weiter in dem Waldstück ist folgendes Bild entstanden:  Man kann gut erkennen, dass die Ostsee ständig am Ufer nagt und sich nach und nach auch den einen oder anderen Baum holt. Nicht an vielen Stellen geht der Wald bis ans Wasser heran.

    Kerteminde ist eine recht schöne alte Hafenstadt mit zum Teil noch gut erhaltenen typischen alten Häusern. Auf dem weiteren Weg über Hverringe und Stavre kommt man durch Wälder und über Feldwege zum Stavreshoved, wo ich mir einen Gang über Waldwege hinunter zum Wasser genehmigt habe. Dort hat man eine schöne Aussicht über's Wasser in viele Richtungen.

    Ein Stück weiter kurz hinter Måle kommt man zum höchsten Punkt Hindsholms mit ganzen 36m über NN. Dennoch hat man von dort eine schöne Aussicht  über die Landschaft und hinüber nach Romsø und kann sich einen guten Überblick verschaffen.
    Beim Ort Viby ist eine alte, restaurierte Windmühle zu sehen, die aber zu dem Zeitpunkt nicht besichtigt werden konnte. Die heruntergekommenen Hinweisschilder davor deuteten auch nicht unbedingt darauf hin, dass sich das ändern wird... Ansonsten erinnert die Bauweise aber auch stark an die Windmühlen, die man aus Norddeutschland und Holland kennt.
     
    Weiter ging's entlang dem flachen Bøgebjerg Strand Richtung Stubberup. Dabei kam ich an einem der vielen großen Höfe  vorbei, die davon zeugen, dass hier schon vor langer Zeit lebhaft gehandelt und gewirtschaftet wurde. Ob die Gebäude allerdings heute noch ihrem ursprünglichen Zweck dienen, weiß ich nicht.

    Hinter dem Ort Martofte liegt das größte Hünengrab Fünens: Mårhøj. Der Weg dorthin verläuft von einer befestigten Straße quer durch ein Feld. Wie auch in Deutschland können es die Bauern wohl auch in Dänemark nicht lassen, jeden Quadratmeter Land zu bewirtschaften, den sie an sich reißen können. Jedenfalls hilft es nichts: Die ständige Benutzung des Pfades zum Grab bewirkt, dass hier die Ackerfrucht das Rennen verliert. Die Lichtblitze auf dem ersten Bild  sind keine Diamanten aus den Grabbeigaben, sondern nur Reflektionen an meinem Fahrrad, die das Blitzlicht des Fotoapparates ausgelöst hat (Warum der dumme Apparat am hellichten Tage den Blitz anschmeißt ist mir bis heute ein Rätsel). Rechts neben der Hinweistafel gehen die Stufen zum Höhleneingang hoch. Von den regelmäßigen Besuchern künden auch die Kerzen und Teelichte, die ich brennend im Innern vorgefunden habe (selber welche mitbringen ist aber anzuraten). Dennoch reichen diese gerade eben so aus, um die Abmaße der Höhle zu erahnen. Ein bischen mulmig wird einem schon dort. Es ist so gut wie stockdunkel, Geräusche von außen dringen nicht bis ins Innere vor, und man muss die Wände und die Decke ertasten, um sich nicht zu stoßen. Wie es wirklich von innen aussieht konnte ich auch erst wieder zu Hause sehen, als die Bilder entwickelt waren. Hünengräber wie diese gibt es auch in meiner Heimatgegend (und das auch sonst nicht so häufig), aber ich glaube, diese Größe ist nicht dabei.

    Dann folgte eine etwas längere Strecke bis zu "Fyns Hoved", das als Schutzgebiet ausgeschrieben ist, aber dennoch zu Fuß bewanderbar ist. Die Landzunge ist sehr hügelig und bietet reizvolle Blicke hinunter zum Meer. Wer genau hinsieht kann in der Mitte des Bildes zwei kleine Punkte erkennen: Das sind Ruderer mit ihrem kleinen Boot. Bei guter Sicht kann man in Richtung Norden vielleicht die etwas größere Insel Samsø erkennen. Da das Wetter aber nicht so gut war, war ich mir nicht sicher, ob das da hinten Land oder nur der Horizont war...
    Auf dem Weg zurück kam ich wieder durch Martofte. Angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit (ich hatte ausgedehnte Wanderungen auf Fyns Hoved gemacht) hatte ich entschieden, von dort an den im Buch beschriebenen Radweg zu benutzen, der auf einer alten Eisenbahntrasse angelegt wurde. Das hat mir sehr gut gefallen! Es ist ein wirklich schöner Weg, der quer durchs Land geht, manchmal durch Einschnitte in den Hügeln, direkt hinter Häusern entlang und immer eingebettet von Grün. Das Foto  zeigt einen "Bahnübergang" in der Nähe von Stubberup.

    Unterwegs stieß ich dann noch auf eine große Schnecke, die den Weg querte. Da ich solch große Schnecken nur aus den Weinbergen Süddeutschlands/-europas kenne war das schon überraschend (Allerdings habe ich zufällig wenige Monate danach am Mittellandkanal auch so eine Schnecke gesehen. Ist das normal, oder läuft da gerade eine Invasion der Killerschnecken ab???). Als Dank für's Ruhighalten beim Fotografieren habe ich der Schnecke dann auch den Rest des Weges erspart und sie ins Gras gesetzt :-)
    Etwas überrascht war ich dann aber kurz vor Dalby: Der Radweg endete plötzlich an einer Straße und auf der anderen Straßenseite war nur Baustelle. Ob der Radweg dort erneuert oder auf dem Teilstück gerade erst angelegt wurde konnte ich nicht klären. Da er aber in der Karte oben eingezeichnet ist, gehe ich davon aus, dass er in Kürze wieder benutzbar ist. Den Rest des Weges bin ich dann also fast auf kürzestem Wege über Dalby, Mesinge und Salby zurück nach Kerteminde geradelt. Die ganze Strecke war etwa 84km lang, wovon aber etwa 20km auf die Strecke nach Kerteminde hin fiel.
     



     

    fjord&bælt centret, Kerteminde

    Am Montag war ein Besuch im fjord&bælt centret dran. Alles über das Meer und die Lebewesen darin rund um Kerteminde und allgemein in der Ostsee gibt's dort zu sehen. Dazu hat man einen Unterwassertunnnel mit Fenstern direkt ins Hafenbecken gebaut. Dort kann man also das "Leben unter Wasser in echt" bewundern. In den Räumlichkeiten zu diesem Center gibt's dann wirklich alles über das Zusammenspiel von Ostsee, Tiden, Fischen, Fischern, usw. anschaulich dargestellt. Viele Abläufe sind animiert oder lassen sich durch eigene Experimente nachbilden.

     

    Rückreise

    Am Dienstag bin ich dann die dreitägige Rückreise mit dem Fahrrad angetreten. Dabei musste ich wieder einige Brücken überqueren und diesmal auch Fähren benutzen. Am ersten Tag verlief die Tour über Nyborg und Svendborg bis nach Langeland. Das Teilstück zwischen Nyborg und Svendborg ist dabei recht hügelig und man sollte entsprechend Zeit und Zwischenstops einplanen. Ich wählte eine Route nicht entlang der Hauptverkehrsstraße, sondern eine, die in einem Radwanderführer beschrieben war. Ich machte mir davon eine Skizze und kam auch gut zurecht. Aufgefallen war mir bei dieser "Landfahrt", dass bei recht vielen Höfen an der Straße Selbstbedienungs-Stände für diverse Landprodukte aufgestellt waren: Eier, Kartoffeln, Erdbeeren, usw.
    Bei der Mittagsverpflegung in Svendborg hatte ich noch ein Erlebnis "besonderer Art": In einer ("italienischen") Pizzaria in jenem dänischen Ort erkannte der türkische Koch an meiner kurzen Bestellung mein Herkunftsland und antwortete auch gleich auf deutsch. Aber ich glaube, Svendborg ist eine deutsche Touri-Hochburg...
    So gestärkt ging's dann gleich an den steilen Aufstieg zur hohen Brücke herüber zur Insel Tåsinge. Das Foto zeigt einen Blick auf den Ort Vindeby.Brücke nach Tasinge Tåsinge war schnell überquert und dann kam auch schon die zweite Brücke. Zuerst folgt man einem langen Damm im Wasser, bis man dannBrücke nach Langeland auf die eigentliche Brücke kommt. Auf dem Foto blickt man auf den Ort Rudkøbing auf Langeland, in dem ich auch beim örtlichen Tourist-Bureau nach einer Unterkunft fragen wollte. Das hatte allerdings um 16:45 Uhr schon geschlossen und so stand ich da ohne Übernachtungsmöglichkeit. Zum Glück hatte ich aber noch ein Verzeichnis mit einer ausführlichen Beschreibung von bead-and-breakfast Häusern dabei, das gerade auch noch Langeland einbezog. Nach dem Besorgen einer dänischen Telefonkarte im Postladen war ich dann auch beim ersten Anruf erfolgreich. Einige Kilometer nach Norden findet man im Ort Tullebølle ein Landgasthaus. Das habe ich im Regen auch gerade noch erreicht, aber es gab eine Überraschung. Kurz nach meinem Eintreffen (und ich versichere, ich hatte nicht meine Finger im Spiel,) fiel in meiner Gebäudehälfte der Strom komplett aus. Man wollte mir schon ein anderes Zimmer anbieten, aber nachdem ich es mir nun schon "gemütlich" gemacht hatte war ich mit der Lösung zufrieden, die ich zwischendurch als Notbehelf bekommen hatte: eine Kerze. Ich glaube, auf sowas bin ich noch nie angewiesen gewesen. Auch ´ne Erfahrung...
    Aber das Beste kommt ja noch. Anschließend war ich nochmal kurz zur Telefonzelle unweit des Gebäudes und als ich zurückkam war die Außentür verschlossen. Meinen Schlüssel hatte ich natürlich drinnen liegen lassen. Prima! Auch waren schon alle Lichter erloschen und ein Blick auf die Rückseite des Gebäudes zeigte, dass auch in der Küche niemand mehr war. Also wollte ich klingeln gehen. Aber dann kam mir folgende Idee: Vor dem Fenster meines Zimmers war eine Flachdachgarage und an der Seite war eine Leiter gelehnt. Und weil ich das Fenster offen gelassen hatte bin ich kurzerhand husch husch über die Leiter und die Garage zum Fenster eingestiegen. Tja, das nennt man fast schon Abenteuerurlaub... ;-)

    Die Weiterreise am nächsten Morgen zeigte dann, dass Tullebølle (ich liebe dieses Wort: Tullebølle, Tullebølle) nur ein kleines Dorf ist und so ging es dann durch noch kleinere Dörfer nach Spodsbjerg. Von dort kommt man nur per Fähre über den Langelandsbælt nach Lolland. Warten muss man nicht all zu lange und auf der Fähre kann man schön entspannen und essen und trinken. Auf Lolland landet man im Ort Tårs. Auf dem Weg nach Nakskov kam mir dann folgendes ins Blickfeld:vielarmige Windräder Leider kann man hier nicht viel erkennen, aber mit etwas gutem Willen erkennt man ein "vielarmiges" Windrad. Aus dieser Perspektive konnte man mindestens fünf Windräder direkt hintereinander sehen, die dann aus der Ferne wie ein Windrad mit "tausend Flügeln" aussehen. Der Bauer auf dem Feldweg links im Bild konnte oder wollte erst nicht verstehen, was ich da an seinem Feldrand wollte. Aber nach der Aufklärung lachte er und wünschte mir noch viel Glück.

    In Anbetracht des Erlebnisses vom Vortage und der recht knappen Zeit habe ich mich dann beeilt, von Nakskov nach Rødbyhavn zu kommen, da ich auf der deutschen Seite übernachten wollte. Der schnellste Weg ging dann über die breite Landstraße. Dummerweise war auf langen Strecken nicht ein kleiner Busch zu sehen, und ich musste doch so nötig "für kleine Jungs". Irgendwann kam dann aber eine große Scheune...
    Es ist schon beeindruckend, wenn man mit seinem kleinen Fahrrad als erster auf die riesige Fähre fahren darf, und später auch als erster wieder herunter. Wahrscheinlich ist da schon ´mal jemand "unter die Räder" gekommen. Auf der Fähre kann man ganz gut Mittag essen und zumindest zu der Zeit auch noch zollfrei einkaufen. Das kannte ich aber schon von einigen Reisen mit meinen Eltern im Zug vor zwanzig Jahren oder so. In Puttgarden angekommen muss man durch die Zollkontrolle und fährt dann über Land nach Burg auf Fehmarn. Das ist natürlich der reinste Touri-Ort und nach dem Geldholen am deutschen Geldautomaten ging´s dann auch gleich weiter. Leider ist es für Radfahrer so gut wie überhaupt nicht ausgeschildert, wie man am Besten über die Fehmarn-Sund-Brücke Fehmarn-Sund-Brückekommt. Letztendlich bin ich dann entlang der extrem stark und schnell befahrenen Bundesstraße zur Brücke gefahren, wo ich dann erkennen konnte, dass es einen schmalen "Notweg" gibt, über den dann Fußgänger und Radfahrer geschleust werden sollten. Also habe ich oben auf der Brücke mein Rad mitsamt schwerem Gepäck über eine recht hohe "Leitplanke" gehoben. Zur Info: der Notweg befindet sich auf der westlichen Seite der Brücke und wird auch von der westlichen Seite der Bundesstraße angefahren. Aber natürlich durfte auch das obligatorische Foto von der Brücke herab nicht fehlen. In diesem Fall ist es ein Blick nach Süden auf´s Festland. Und genau da musste ich hin, um mir diesmal rechtzeitig eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Am aussichtsreichsten erschien es mir im Ort Heiligenhafen. Nach Absage eines unverschämt hohen Angebotes in einem unterbelegten Haus, wo man mir als Einzelperson das Doppelzimmer auch nicht zum Einzelzimmerpreis anbieten wollte (lieber garnichts statt weniger verdienen...), bin ich dann aber gut in einer Privatunterkunft beim ortsbekannten Werner Kuchel untergekommen. Der hat mir den Abend mit Geschichten aus seiner alten Boxerzeit und seiner aktiven Feuerwehrmitgliedschaft verkürzt. Außerdem hat er mir natürlich sein letztes Doppelzimmer zu halbem Preis vermietet. An jenem Abend kam dann auch noch ein ca. 60 Jahre alter Engländer ins Haus, der das noch nicht abgenommene "Zimmer frei" -Schild gesehen hatte. Auch er bekam dann noch ein kleines "Notzimmer" und war überglücklich. Er kam auch von Skandinavien herunter und wollte noch viel weiter und mit dem Rad auch nur noch bis nach England zurück. Seine Hauptsorge galt, herauszufinden, wie man am Besten über die Elbe kommt und am nächsten Morgen war er auch schon sehr früh aufgebrochen. Ich schätze, er war noch mindestens fünf Tage unterwegs, bei, wie er selber sagte, einer durchschnittlichen Tagestourenlänge von 100km...

    Am dritten Tage hatte ich mir vorgenommen, in Pelzerhaken vorbeizufahren, wo ich 14 Jahre zuvor mit dem kompletten Schuljahrgang der 11. Klasse eine Woche im Schullandheim verbracht hatte. Also steuerte ich die Ostküsste Schleswig-Holsteins an. In Heiligenhafen hatte ich mir eine "Freizeitkarte Ostholstein" gekauft, aber ich hatte übersehen, dass man Freizeit heutzutage nur noch mit dem Auto totschlägt. Mit vernünftigen Radwegebeschreibungen war´s also Essig. Zum Glück waren die Ausschilderungen recht gut, und so konnte ich auf dem Weg nach Pelzerhaken auch die uralten Eichen finden, die als Sehenswürdigkeit in der Karte verzeichnet waren. Da in meiner Heimat im sog. "Herrenholz" auch eine uralte riesige Eiche steht, war ich dann auch nicht soooo überrascht.
    Als ich mich Pelzerhaken näherte wurde ich immer langsamer und schaute mich immer genau um. Irgendwann auf der Piste entlang der Küste musste doch Pelzerhaken, bzw. das Schullandheim kommen. Aber es kam nicht. Dann bin ich erst einmal angehalten, um eine Passantin zu fragen, wo ich denn hin muss und merkte dabei plötzlich, dass ich direkt davor stand. Allerdings hatte man das Schullandheim erweitert, dann noch einen Wall davorgesetzt und zwischen Wall und Wasser einen befestigten Weg angelegt. Und auf dem Sockel, auf dem vor 14 Jahren noch ein altes U-Boot stand, befindet sich heute nur noch eine schmächtige Boje. Die Ecke hat sich ganz schön verändert. Wo früher noch direkt hinter dem Schullandheim nur "Grün" war, ist heute alles schön nach bestem Wissen und Unwissen für die Kurgäste "hergerichtet". Kommerz ist leider überall. Dass ich nicht für meine Durchfahrt auch noch Kurtaxe bezahlen musste, war wahrscheinlich Glück. Trotzdem habe ich es mir nicht nehmen lassen, ein kurzes Bad in der Ostsee zu nehmen. Die aus Bayern kommenden Leute vom DLRG waren netterweise bereit, so lange auf meine Sachen aufzupassen. Und nachdem ich mich ins Wasser begeben hatte, trauten sich auch andere, die sonst nur im Sand lagen, ins Wasser zu gehen. Und sooo kalt war´s dann auch garnicht.
    Dann ging´s weiter nach Neustadt, wo ich mich auf dem Bahnhof informierte, wann und ab wo ich am günstigsten nach Hamburg kommen konnte. Die Entscheidung fiel dann auf Lübeck. Bis dahin wollte ich mit dem Rad fahren und von dort weiter mit dem Zug nach Hamburg, wo ich bei einem Cousin übernachten wollte. Also blieb mir noch reichlich Zeit. Und weil das Wetter sehr angenehm war, habe ich es auch richtig genossen, oft mit Rückenwind, nahe des Wassers nach Süden zu radeln. In Timmendorfer Starnd angekommen holte mich dann aber wieder die Realität ein: Schrecklich viel Verkehr auf den Straßen (die hatten bestimmt alle die Freizeitkarte Ostholstein im Gepäck), davon sehr viele "große Bonzen-Angeberkisten" und tausende Touristen machten aus dem sicher sonst ruhigen Ort die Hölle. Und außerdem hat man es dort wohl auch nicht nötig, Radwege nach Lübeck auszuschildern, wenn die sowieso alle mit ihren Schlitten anreisen. Grausam. Da wollte ich also schnell weg, konnte es aber nicht, weil ich nicht wusste, wo lang. Also habe ich mich erst einmal nach der Himmelsrichtung orientiert und tappte auch prompt in die Falle: Aber hier nur noch Weiterfahrt für Autos möglich (wegen Autostraße oder Autobahn). Also musste ich wieder umkehren und einen neuen Anlauf starten. Diesmal half mir aber ein entgegenkommender Radfahrer weiter. Unterwegs habe ich dann auf einem längeren Stück einen anderen Radfahrer begleitet, der auch nach Lübeck Holstentor und aufziehendes Gewitter wollte. Den Rest des Weges ließ ich mir von ihm beschreiben. In Lübeck ging´s direkt zum Bahnhof. Da noch ausreichend Zeit war, musste ich natürlich noch schnell in die City, um ein weiteres Beweisfoto zu machen. Das Holstentor ist sicher eines der meist abgelichteten Baudenkmäler in Deutschland. Und ich bin mit schuld. Auf dem Foto kann man sehr gut das aufziehende Gewitter erkennen. Ich war auch kaum am Bahnhof angekommen und in den Zug eingestiegen, da donnerte es auch nur so los. Der Regen plästerte mit aller Gewalt auf das Dach der Bahnhofshalle. Und meine Gedanken waren: "DAS ist timing!".Fahrrad im Interregio
    Glücklicherweise war mein Cousin in der Lage und bereit, mir einen Platz zum Übernachten anzubieten. Nach dem Besuch einer ehemaligen Studentenwohnheimmitbewohnerin am nächsten Tag ging es dann zurück nach Hannover. Auch dafür gibt´s ein Beweisfoto :-) Bleibt noch zu sagen, dass bei der Vorbeifahrt in Eschede, wo gut eine Woche zuvor noch das tragischste Unglück in der Geschichte der Deutschen Bahn passiert ist, der Zug mit sehr gedrosselter Geschwindigkeit fuhr. Auf der Hinreise musste ich ja schon wegen des Unglücks einen Umweg in Kauf nehmen. Man kommt schon ins Grübeln dabei...


    Ansonsten kann ich jedem, der nicht im Urlaub den gleichen Luxus und Komfort wie zu Hause erwartet, nur empfehlen, einmal eine Radtour zu unternehmen. Man kann viel, sicherlich auch Anderes erleben, was es auf  0815-Hauptsache-warm-Reisen nicht gibt, viele Leute treffen und auch ´mal seine Belastungsgrenze erforschen.

    Viel Spaß dabei !
     
     

    Hannover, 01.11.1998
    Hannover, 03.05.1999
    Hannover, 27.08.1999
    Hannover, 07.09.2003
    Norbert Kolhoff